Beerdigung von Pfarrer Alois Reiter
Ein Seelsorger mit Leib und Seele
Weihmörting. Von einem Pfarrer mit Leib und Seele, einem Mitbruder, einem Nachbarn, einem Freund nahm der Pfarrverband Rotthalmünster Abschied von Pfarrer Alois Reiter, der nach kurzer, schwerer Krankheit vergangene Woche verstorben war. Groß war die Anteilnahme bei der Beerdigung am Montagvormittag und auch am Sonntagabend bei einer Totenvesper.
Dekan Josef Tiefenböck zelebrierte das Requiem. Er sprach dabei nicht von einer Beerdigung, sondern bewusst von einer Auferstehungsfeier: „Wir können nicht anders als im Angesicht seines Sarges hier im Gotteshaus von Ostern, vom Leben sprechen, denn das ist die Botschaft unseres Glaubens.“
Aber nicht nur Wegbegleiter aus den verschiedenen Pfarreien, in denen Alois Reiter gewirkt hatte – von Schöllnach über Postmünster bis Pocking – waren gekommen, auch viele Mitbrüder und ‑Schwestern im Dienste der Seelsorge nahmen Abschied.
Allein rund um den Altar standen acht Priester und feierten in Konzelebration den Gottesdienst. Neben Dekan Josef Tiefenböck war auch Domdekan Dr. Hans Bauernfeind dabei, der stellvertretend für Bischof Stefan Oster eine Ansprache hielt, gespickt mit persönlichen Erinnerungen an Reiter.
Außerdem war auch Franz Schollerer gekommen, ein Kurskollege, der mit Alois Reiter 1980 zum Priester geweiht wurde. Schollerer war jahrzehntelanger Diözesanpräses der KAB und nahm am Ende des Gottesdienstes für den Weihejahrgang von seinem „besten Freund und dem Bruder, den ich nie hatte“, sehr persönlich Abschied.
Extra angereist für die Beerdigung war auch Domdekan Josip Kuhtic aus Zagreb, der fast 30 Jahre lang die Urlaubsvertretungen von Pfarrer Alois Reiter übernommen hat und dem es ein großes Anliegen war, an diesem Tag dabei zu sein.
Ebenfalls als Mitzelebranten dabei waren sein Nachfolger als Pockinger Stadtpfarrer Christian Thiel, seine Nachfolger in Postmünster Pfarrer Max Weigl aus Dietersburg und Pfarrvikar Rupert Wimmer aus Postmünster sowie Pfarrer Jörg Fleischer vom Pfarrverband Rotthalmünster. Hier in Weihmörting hat Alois Reiter nicht nur eine neue Heimat gefunden, hier half er seit vier Jahren immer wieder tatkräftig in der Seelsorge mit.
In seiner Predigt blickte Dekan Josef Tiefenböck auf das Wirken Pfarrer Reiters in den Pfarreien: „Jesus Christus war in der Tat für den verstorbenen Mitbruder der Weg, der Inhalt seines Lebensweges.“ Pfarrer Reiter machte gerne Hausbesuche. „Er war ein Kümmerer für die Kinder und Jugendlichen, sei es im Kindergarten, in der Schule, in der Pfarrei oder in der Freizeitgestaltung. Er ging dabei immer auch zu denen, die am Rande der Gesellschaft leben“, so der Dekan. „Den Kranken und Schwachen und den Menschen am Anfang und am Ende ihres Lebens stand er besonders nahe.“
Was Tiefenböck besonders hervorhob: „Alois fand den Weg zu den Menschen, die der Kirche sehr nahestehen, und er fand den Weg zu jenen, die sich mit Kirche und Glaube schwertun. Gerade ihnen war er ein hörender Wegbegleiter und einer der Mut machte für die Sache Jesu.“ Er verstand es sehr gut, sich in die Gesellschaft, in Vereinen und Verbände als Seelsorger und Mitmensch einzubringen.
Pfarrer Alois Reiter war auch Jäger mit Leib und Seele. Dekan Tiefenböck erklärte dazu: „Hierbei verstand er es sehr gut, das Jagdinteresse stets in die Verantwortung gegenüber der Schöpfung Gottes zu stellen.“ Dies kam ihn auch bei seinem Dienst bei der Katholischen Landvolkbewegung zugute, die er seit 2018 nach seinem Ausscheiden als Stadtpfarrer von Pocking als Seelsorger in der Diözese begleitete.
Sowohl der Jagdverband als auch die Landvolkbewegung nahmen am Ende des Gottesdienstes mit persönlichen Worten Abschied. Für den Jagdschutz und Jägerverband Griesbach und Umgebung sprach der Vorsitzende Albert Roßmeier, der auch an Reiters jahrzehntelanges Wirken als Jäger in einem Revier bei Postmünster hinwies. Am Grabe auf dem Weihmörtinger Friedhof legten nach alter Tradition die Jäger einen letzten Gruß zum Sarg und die Jagdhornbläsergruppe spielte das letzte Halali.
In seiner Traueransprache erinnerte Dekan Tiefenböck aber auch an Reiters verantwortungsvollen Umgang mit den politischen Gemeinden – sei es in Postmünster oder in der Stadt Pocking. „Das Gespräch miteinander war ihm wichtig.“ Im Namen von Bürgermeister Franz Krah sagte Tiefenböck: „Mit Pfarrer Reiter habe man immer einen fairen, kritischen und wohlwollenden Partner an seiner Seite gewusst, wenn es um gemeinsame Belange ging. Er war aber nicht nur der Pfarrer, so Krah, sondern auch seelsorglicher Freund und Wegbegleiter.“ Die Gemeinde Postmünster und die Stadt Pocking danken ihn für sein Engagement und für seine Mitmenschlichkeit.
Vor 67 Jahren wurde Alois Reiter in Wammering bei Unterzeitlarn geboren. Er wuchs mit seinen Geschwistern in einer vom Glauben geprägten Familie auf. In Weihmörting hat er seine neue Heimat gefunden. „Seine Augen fingen an zu leuchten, wenn er von seinem Hausbau sprach. Viel Zeit und handwerkliches Geschick hat er für seine irdische Heimat eingesetzt“, erinnert sich Tiefenböck. „Und hier in Weihmörting wollte er auch seine letzte Ruhe finden. Und doch wusste er, unsere eigentliche Heimat ist bei Christus.“
Am Ende betonte Dekan Tiefenböck: „Christus, wir danken dir, dass wir den Menschen und Priester Alois Reiter bei uns haben durften. Wir danken Dir für das Leben mit ihm.“ Auf seinem Sterbebett hätte ihn Alois Reiter noch daran erinnert, bei der Beerdigung schlicht an alle „Vergelt´s Gott für alles“ zu sagen. Ganz so schlicht wollte Tiefenböck aber nicht aufhören und stimmte noch „Großer Gott wir loben dich an“. Ein langer Trauerzug begleitete den Sarg auf den Friedhof.
Groß war auch die Anteilnahme am Abend vorher bei einer Trauervesper in der Pfarrkirche Weihmörting. Der Beerdigungschor aus Pocking unter Leitung von Florian Kölbl umrahmte diesen feierlich. Gemeinsam mit Pfarrer Reiter hatten sie während seiner Zeit in Pocking viele Beerdigungen zusammen gestaltet. Das Requiem am Montag begleitete Organistin Rita Meier an der Orgel mit Gemeindeliedern. – Text: Tanja Brodschelm
