Zu den symbolischen Handlungen des Fronleichnamsfestes gehört vor allem die festliche Prozession zu vier Altären, an denen Evangeliumstexte vorgelesen, Fürbitten vorgetragen und der eucharistische Segen gespendet wird. Solche Prozessionen erfreuten sich vor allem in der Barockzeit größter Beliebtheit und wurden mit allem Pomp durchgeführt; sah man doch darin auch ein triumphales Bekenntnis zur katholischen Lehre. Doch geht die Praxis der christlichen Prozessionen viel weiter zurück. Im ausgehenden vierten Jahrhundert berichtet die spanische Pilgerin und vermutliche Nonne Egeria (auch Aetheria) anlässlich ihrer Reise ins Hl. Land von feierlichen Prozessionen der dortigen Christen, die von Bethlehem nach Jerusalem führten. Gerade die germanischen Völker griffen dies nach ihrer Christianisierung begeistert auf. Und so verwundert es nicht, dass die erste nachweisbare Fronleichnamsprozession etwa 1274 in der Kölner Kirche Sankt Gereon stattfand. Wiederum war es die Aufklärung, die auch hier allen Übertreibungen, Veräußerlichungen sowie der gegen den Protestantismus gerichteten Polemik ein Ende bereitet hat. Heute stehen zwei andere, urbiblische Aspekte im Vordergrund, die sich gerade an der Fronleichnamsprozession gut ablesen lassen: Zum einen stellt sie die Kirche als das mit Christus pilgernde Gottesvolk dar; zum anderen erinnert sie daran, dass der Glaube der Welt, den Menschen und ihren Nöten zugewandt und damit auch missionarisch sein soll.
Diese Symbolik war – wetterbedingt – in diesem Jahr in Kößlarn auf ein Minimum reduziert und fand nur in der Kirche selbst statt, freilich mit dem schönen Nebeneffekt, dass sich deshalb auch einmal die Seitenaltäre einer besonderen Aufmerksamkeit erfreuen durften.
Vikar Bernard Cheemalapenta hob in seiner Predigt das Wesentliche dieses Festes hervor: die reale Gegenwart Christi im eucharistischen Brot, die sich in den Gesten der Verehrung und Anbetung (Prozession, Kniebeuge, Weihrauch) widerspiegle. Das eucharistische Brot sei der wahre Leib Christi, dessen gläubiger Empfang uns in diesen einen Leib Christi eingliedere. Als Glieder dieses mystischen Herrenleibes seien wir gerufen, einander Liebe und Respekt entgegenzubringen.
Die rege Beteiligung der Vereine, die musikalische Gestaltung durch die Bläsergruppe Kößlarn (Leitung: Armin Wieser) sowie die Kommunionkinder, die wie üblich das Allerheiligste mit Girlanden begleiteten, trugen mit dazu bei, dass trotz aller wetterbedingten Einschränkungen eine sehr festliche Fronleichnamsfeier stattfand. -ni